Von Milchleistung bis Bewegungsprofil: vit in Verden ist ein großer Informationsdienstleister für Tierhaltung und Tierzucht

Bei kleinen Herden weiß ein Landwirt recht genau, wie es „Berta“, „Resi“ oder „Bella“ gerade geht, wann sie zuletzt gemolken wurde oder gekalbt hat. Allerdings werden die Herden heute immer größer, damit ein Milchbauer wirtschaftlich arbeiten kann – und schon wird es unübersichtlich. An dieser Stelle kommt vit (Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V.) ins Spiel.

Der wirtschaftliche Verein mit Sitz in Verden ist einer der führenden Informationsdienstleister für Tierhaltung und Tierzucht in Deutschland. Das IT-Unternehmen bietet insbesondere Rechenzentrumsleistungen und  Softwareentwicklung. Für Halter und Züchter von Rindern, Pferden, Schafen, Ziegen und Schweinen betreibt vit eine gemeinsame Datenverarbeitung mit integrierten Fachanwendungen. Zentrale Leistungen von vit sind Informationen für das betriebliche und züchterische Management.

„Wir unterstützen die Landwirte, indem wir ihre Daten sammeln, auf Plausibilität prüfen, speichern, auswerten und ihnen das Ergebnis zum Beispiel für ihre Zuchtorganisation zur Verfügung stellen“, sagt Monika Gerken, stellvertretende Leiterin des Bereichs Informatik bei vit. „Zusätzlich zu den Leistungsdaten ist für die Zucht ausschlaggebend, welche Eigenschaften eine Kuh an ihre Nachkommen weitergibt.“ Dafür werden Blut- und Haarproben in Laboren analysiert, die die Daten an vit geben, wo sie für die Landwirte aufbereitet und online über die Herdeninformationssysteme zur Verfügung gestellt werden.

Gleiches gilt für weitere Daten zum Leistungs- und Gesundheitsstatus der Tiere. „In erster Linie werden Milchmenge und Inhaltsstoffe gemessen“, sagt Gerken. „In Zukunft können wir auch Daten über die Kauaktivität und ein Bewegungsprofil der Kuh generieren.“ Die Informationen für Milchleistungsprüfung, Herdbuchführung, künstliche Besamung und Zuchtwertschätzung kommen aus verschiedenen Quellen und werden bei vit verknüpft. Durch die Verknüpfung großer Datenmengen entstehen mehr und genauere Informationen, zudem werden Fehler und Unstimmigkeiten schneller aufgedeckt als bei einer isolierten Datenverarbeitung.

vit ist die zuständige Regionalstelle für Niedersachsen und Bremen für das Herkunftssicherungs- und Informationssystem Tier. Unter anderem teilt vit – je nach Tierart – amtliche Ohrmarken zu, wickelt Ersatzohrmarkenbestellungen ab, verarbeitet Meldedaten und stellt amtliche Herkunftsdokumente aus. Seit 1995 müssen in Deutschland alle Rinder gekennzeichnet und mit Aufenthaltsort in der Datenbank gespeichert sein. Seit 2003 gilt das auch für Schweine, seit 2008 für Schafe und Ziegen und seit 2010 für alle Equiden (Pferde, Esel, Kreuzungen). „Wir sind sozusagen das Einwohnermeldeamt für diese Tiere“, sagt Gerken. 

Das sind große Datenmengen, die verarbeitet und gespeichert werden müssen. Gleichzeitig muss die IT im Unternehmen aktuell bleiben und die Daten möglichst schnell und kompatibel für die Systeme der Landwirte zur Verfügung stellen. „Dabei profitieren wir von unserer Struktur“, sagt Gerken. „Wir haben unsere Fachabteilungen mit vielen Agraringenieuren, die den Bedarf draußen aufnehmen. Im engen Austausch mit ihnen entwickeln wir Informatiker unsere Systeme weiter und sichern durch Wartung und Pflege der bestehenden Systeme die Datensicherung und -verarbeitung.“ Da das Unternehmen als wirtschaftlicher Verein nicht profitorientiert arbeitet, werden die Überschüsse in neue Technologien und in die Entwicklung neuer Software investiert.

vit wurde 1965 von Organisationen der niedersächsischen Rinderproduktion als Verein „Rechenzentrum zur Förderung der Landwirtschaft in Niedersachsen w.V.“ gegründet. Seit 1994 heißt der Verein „Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V.“ (vit). Zu den Mitgliedern zählen unter anderem 11 Milchkontrollorganisationen mit rund 15.000 angeschlossenen Betrieben sowie 19 Organisationen für Herdbuchführung und künstliche Besamung mit insgesamt mehr als 33.000 Mitgliedern.

vit hat rund 150 Beschäftigte, viele von ihnen sind langjährige Mitarbeiter. Entsprechend wichtig ist die Nachwuchssicherung: Seit 2000 werden bei vit Fachinformatiker mit der Fachrichtung Anwendungsentwicklung ausgebildet, seit 2011 bietet vit ein duales Studium Wirtschaftsinformatik als Partner der Leibniz FH Hannover. Seit 2016 ist bei vit auch ein duales Studium Informatik in Kooperation mit der Hochschule Bremen möglich.