TRANSPORTALE – future lab IT & LOGISTICS


Was uns 2030 bewegt: IT und Logistik wachsen zusammen

Es gibt viele Visionen, wie die Logistik-Branche in 15 Jahren aussehen könnte, aber eins haben sie alle gemeinsam: Die Informationstechnologie wird noch deutlich tiefer in alle Abläufe verwoben sein als heute. Diese Erwartung spiegelte sich in den Projektergebnissen wider, die von den 65 Teilnehmern am 17. September 2015 zum Abschluss der „Transportale“ vorgestellt wurden. Die Ideen der Teilnehmenden reichten vom umfassenden Datennetz, das logistische Prozesse fast komplett automatisch steuert, bis zur „Crowd Delivery“ – der Auslieferung von Paketen durch beliebige Personen, die sich für den Service melden.

Anschub durch bremen digitalmedia

Die „Transportale“ war das Highlight des Projekts, das die Stipendiaten der „Brennerei next generation lab“ in den vergangenen sechs Monaten im Auftrag von bremen digitalmedia bearbeitet haben. Jährlich öffnet die Brennerei von April bis September ihre Türen für bis zu acht internationale Nachwuchskräfte aus den Bereichen Kommunikations-, Grafik- und Produktdesign, Architektur sowie angrenzenden Disziplinen. In diesem Jahr ging es unter anderem darum, mit Unterstützung von bremen digitalmedia ein Konzept zur engeren Verknüpfung von IT und Logistik in Bremen zu erarbeiten. Im Rahmen der Transportale wurden Akteure aus den Bereichen IT, Logistik und Kreativwirtschaft in Workshops zusammengeführt, um gemeinsam Ideen für zukünftige Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Begrüßt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Björn Portillo, 1. Vorsitzender von bremen digitalmedia. Als Vorstand der hmmh multimediahaus AG war er Gastgeber der Veranstaltung, die im 21. Stock des Weser Tower stattfand und einen hervorragenden Ausblick über Bremen bot. Portillo, der bremen digitalmedia auch im Beirat der Brennerei vertritt, erläuterte die Motivation des Verbands, das Projekt anzuschieben: „Die Digitalisierung hat nicht nur Einfluss auf unsere eigene Branche, sondern betrifft auch alle anderen Wirtschaftszweige.“ Mit der Transportale werde versucht, Schnittmengen zur Logistik aufzuzeigen.

Das „Internet der Dinge“ kommt

Ein Impulsreferat von Prof. Rolf Drechsler (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Bremen) startete die Zeitreise. Er verwies zunächst darauf, dass die Zukunft nicht immer planbar sei: Das amerikanische Telefonunternehmen AT&T habe in den 60er Jahren beispielsweise rund 100 Millionen Dollar für die Entwicklung eines Telefons mit Bildübertragung ausgegeben, weil es glaubte, darin liege die Zukunft – verkauft wurden allerdings nur 100 Stück.

Dennoch wagte Drechsler einige Prognosen. In der näheren Zukunft seien viele neue Entwicklungen rund um das „Internet der Dinge“ zu erwarten, also beispielsweise die intensive Vernetzung von Maschinen und Fabriken in der „Industrie 4.0“. Auch das Thema „Augmented Reality“ nehme jetzt Fahrt auf – damit ist die Erweiterung der Realität durch computergestützte Informationssysteme gemeint. Unter den neuen Geschäftsmodellen werde „Big Data“ zunehmend an Bedeutung gewinnen, also die Auswertung und Nutzung großer Datenmengen.

Ausgefeilte Sensorik durchdringt das Leben

Im Laufe der nächsten zehn Jahre erwartet Drechsler eine deutlich engere Zusammenarbeit von Menschen und Maschinen. Bis jetzt könnten beispielsweise Werker aus Sicherheitsgründen noch kaum mit Robotern gemeinsam an einem Bauteil arbeiten, aber dies werde sich ändern. Auch der 3D-Druck werde sich mittelfristig durchsetzen.

In der ferneren Zukunft sieht Drechsler insbesondere die Sensorik als wichtigen Faktor. Neue Technologien würden es vielleicht erlauben, Spuren von Nüssen im Essen zu erkennen (für Allergiker) oder den Verkehr intelligent durch die Stadt zu lenken, sodass Staus ausbleiben und die Umwelt geschont wird. „Die beste Art, die Zukunft vorauszusagen ist, sie selbst zu gestalten“, zitierte er zum Abschluss den Management-Berater Peter Drucker.

Fixkosten für Unternehmen sinken

In einem weiteren Impulsreferat warf Stephan Hürholz von der Londoner Start-Up-Beratung The Exponentials einen Ausblick auf die Arbeitswelt des Jahres 2030. Viele Menschen werden seiner Meinung nach dann ihren Arbeitsplatz zu Hause haben, in Projekten tätig sein und auf Basis der erledigten Aufgaben bezahlt werden. Lebenslanges Lernen werde immer wichtiger. Hierarchische Strukturen würden sich teilweise auflösen, jeder müsse wissen, wie man ein Projekt-Team managt.

Für Unternehmen bedeutet all dies laut Hürholz, dass sie flexibler werden und ihre Fixkosten sinken. „Es gibt eine unglaubliche Effizienzsteigerung, die ohne neue Technik nicht möglich wäre“, erklärt er. Gleichzeitig profitierten die Unternehmen durch die neuen Strukturen von mehr Freiheit, Kreativität und Innovation ihrer Beschäftigten. „Die Veränderungen ermöglichen eine komplette Neugestaltung der Städte, weil Leben und Arbeiten mehr zu einer Einheit geworden sind“, so Hürholz. „Wir leben und arbeiten nicht mehr in Silos.“ Den Workshop-Teilnehmenden gab er daher eine Frage mit auf den Weg: „Wie können wir diese neuen Arbeitsstrukturen optimal nutzen?“

Weltumspannende Logistik-IT-Netze

In den Workshops wurden die multidisziplinär zusammengesetzten Teams von den Brennerei-Stipendiaten vor die Herausforderung gestellt, verschiedene gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends miteinander zu verbinden und auf dieser Basis neue Lösungen für die Logistik-Branche zu entwickeln. Zu den Ergebnissen, die am Ende des Tages präsentiert wurden, zählten weltumspannende Logistik-IT-Netze, die auf Big Data und ausgefeilte Sensorik setzen, um Waren höchsteffizient um den Globus zu steuern. Gleichzeitig schlugen Teams auch Lösungen vor, die sich eher auf lokaler Ebene bewegen, beispielsweise eine Verleih-Plattform für den automatisierten Austausch von Werkzeugen und Haushaltsbedarf.

Björn Portillo lobte zum Abschluss die interessanten Ergebnisse und die gelungene Zusammenarbeit. Gleichzeitig dankte er dem Brennerei-Team, das sich mit viel Kreativität und Engagement für das Projekt eingesetzt hat: Charlotte Herbst, Marthe Trottnow, Chiara Ratti, Sabine Herbst, Lukas Adolphi, Simon Denecke, Ahmed Mahmoud sowie Sven Völker, Andrea Kuhfuß und Joanna Janota-Bzowski.

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