Portraitfoto von Michael Hoffmann

Als ich vor einigen Wochen auf dem Weg zur Arbeit so durch die Radiosender zappte, landete ich irgendwann bei “Radio Next” von Radio Bremen. Kurze Zeit später drehte ich lauter. Nicht etwa, weil die Musik so toll war, sondern weil ich kaum glauben konnte, was ich dort auf die Ohren bekam! Es ging um Drogen, Diskriminierung und viele Dinge mehr. Fassungslos rief ich umgehend beim Sender an, dort wurde mir die Musikwahl dann wie folgt erklärt:
Die erste Begründung lautete, die Zielgruppe sei 14 Jahre und älter und es sei nunmal das, was die Jugend aktuell höre. Zudem erklärte man mir, dass die Kids sich den Stoff ansonsten auch im Netz ziehen würden und die Texte sowieso zweideutig seien.
Mich schockiert das ehrlich gesagt und ich frage mich zum ersten Mal, ob eine Altersbeschränkung für das Radio angebracht wäre.
Wieso gibt es eine FSK Regelung nur bei Filmen und nicht für das Radio? Wieso bekommt ein Hollywood-Klassiker wie Rocky Balboa eine Altersfreigabe ab 16 und Songs wie “Superheroez” von Bushido, mit den schamlosesten Liedtexten laufen zu jeder Zeit im Radio? Leider wird der Deutsch-Rap immer vulgärer: Sexuelle Gewalt, Verherrlichung von Drogen, perverse Herabwürdigungen von Frauen und offener Rassismus gehören zum „guten Ton“. Die prolligen Hardcore-Texte unterschreiten sämtliche Grenzen und werden von Schulkindern im typischen Sprechgesang nachgeahmt.
Bin ich am Ende etwa einfach nicht tolerant genug? Sollten wir im Zeitalter der Digitalisierung nicht Möglichkeiten finden, solche Arten der Diskriminierung und Beschimpfungen in Songs einzudämmen oder zumindest deren Sendezeit regeln? Was ist mit unserer Verantwortung, als Elternteil, Unternehmer, Politik oder Sender?