Bremer IT-Branche: Wie geht’s nach der Studie weiter?

Seit 2011 ist Björn Portillo Vorsitzender des Vorstands von bremen digitalmedia. Es macht ihm einfach Spaß, Wege für digitale Innovationen zu bereiten, den Nachwuchs zu fördern und den IT-Standort Bremen weiter zu entwickeln. Als Managing Partner der E-Commerce-Agentur hmmh multimediahaus AG und engagierter Netzwerker kennt er die Anforderungen, die Unternehmen der Branche bewegen, genau. Was dem Verband allerdings immer fehlte, war ein objektiver Überblick über die gesamte IT-Branche in Bremen. Dies wurde nun mit der Studie von bremen digitalmedia erstmals in der Geschichte des Verbandes geschaffen. Und nun? Wie es jetzt weiter geht, berichtet Björn Portillo im Interview.

bremen digitalmedia hat in diesem Sommer eine Studie präsentiert, die erstmals eine Übersicht über die Bremer IT-Landschaft darstellt. Was war der Anlass für die Studie?

Für uns war es wichtig, einen Gesamtüberblick über die Bremer IT-Branche zu bekommen und sie so greifbarer und sichtbarer zu machen. Dazu kommt, dass die vorliegenden Ergebnisse auch die Anforderungen branchenfremder Unternehmen berücksichtigen, die IT als zukünftigen Teil ihres Geschäftsmodells einsetzen wollen oder dies bereits tun. Als Verband vertreten wir die Interessen unserer rund 120 Mitglieder, da spielt die Sichtbarkeit unseres Wirtschaftszweigs natürlich eine entscheidende Rolle. Und das, was bisher nur ein Bauchgefühl war, hat die Studie jetzt bestätigt: Unsere Branche ist einer der größten Wirtschaftscluster Bremens und trägt ganz entscheidend zum Wachstum bei.

Hat Sie ein Ergebnis der Studie besonders überrascht?

Nicht unbedingt überrascht, aber doch sehr gefreut hat es mich schwarz auf weiß zu lesen, dass die IT-Branche – bezogen auf den Anteil aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – der drittgrößte Wirtschaftscluster Bremens ist und damit sogar noch knapp vor einem unserer Vorzeigesegmente der Luft- und Raumfahrt liegt. Das sollten wir noch sichtbarer machen. Was mich wirklich überrascht hat ist, wie viele sehr kleine Unternehmen und Agenturen die Bremer IT-Branche ausmachen. Auf der anderen Seite beschäftigen sechs Prozent der IT-Unternehmen rund 49 Prozent der IT-Mitarbeiter*innen. Wir haben es also mit einem sehr heterogenen Bild zu tun. Schaue ich mir unsere Mitglieder an, spiegeln die in ihrer Zusammensetzung dieses Ergebnis nur teilweise wider. Für uns als Verband geht es nun also auch darum, gerade den kleineren Unternehmen eine Stimme zu geben und deren Bedarfe beständig in unserer Arbeit mitzudenken.

Was wird bremen digitalmedia mit den Ergebnissen der Studie jetzt konkret tun?

Für uns haben sich drei Handlungsfelder herauskristallisiert, die wir zwar auch vorher schon im Blick hatten, aber mit den Ergebnissen der Studie nun verstärkt anpacken werden. Wir wollen vor allem Fachkräfte qualifizieren, Frauen für IT-Berufe motivieren und so unseren Beitrag zu einem attraktiven Bremer Wirtschaftsstandort leisten. Dazu gehört für mich als Vorstand insbesondere das dafür notwendige Netzwerk auszubauen und die Themen bei den Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung verstärkt zu platzieren.

Wie soll das Thema Fachkräftegewinnung denn gezielt in der Praxis angegangen werden?

Wir haben ohnehin schon den Dualen Studiengang Informatik (DSI) und das Duale Masterprogramm Informatik (DMI). Beide werden sowohl von Studierenden als auch den Unternehmen sehr gut angenommen und stetig weiterentwickelt. Zusätzlich sind wir jetzt dabei, die Ausbildung zum Digitalen Assistenten Informatik (DAI) auf den Weg zu bringen, der dem Nachwuchs mit einfachen Bildungsschlüssen einen Einstieg in unsere Branche ermöglichen soll. Eine Projektgruppe dafür steht, es wurde bereits einiges an Vorarbeit geleistet, jetzt geht es um die Finanzierung des Konzepts und die daran anschließende Umsetzung der Idee in ein funktionierendes Bildungsangebot. Die Ergebnisse der Studie bringen da gerade neuen Schwung rein, was natürlich enorm hilfreich ist.

bremen digitalmedia hat sich in Bezug auf die Erhöhung des Frauenanteils in der Ausbildung ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Wie wollen Sie das erreichen?

Wir wollen den Frauenanteil pushen, bis 2030 soll der Anteil von Frauen, die eine Ausbildung starten, in unserer Branche bei 50 Prozent liegen. Das ist keine einfache Aufgabe, denn die Voraussetzung dafür ist ein fundamentaler tiefgreifender Change bei allen Beteiligten. Dies betrifft nicht zuletzt die Unternehmen, die sich in vielen Fällen diverser aufstellen müssen, um attraktiver für Frauen zu werden. Wir haben uns vorgenommen, genau hier anzusetzen und unsere Berufsbilder gezielter zu kommunizieren. Aber auch bei diesem Thema sehen wir uns nicht als Einzelakteur, sondern als Teil eines Netzwerks. Ein Ansatzpunkt könnte es beispielweise auch sein, die Unternehmen darauf vorzubereiten, wie sie junge Frauen für eine Ausbildung in der IT begeistern können. Genau bei solchen Zielsetzungen können wir als Verein mit unserer vielfältigen Zusammensetzung an engagierten Mitgliedern hervorragend unterstützen.

Unser Verband freut sich über alle, die Lust haben mit uns gemeinsam für den Wirtschaftsstandort Bremen die Interessen unserer Branche voranzutreiben. Unterstützen Sie uns mit Ihrer Mitgliedschaft, Ihrem Netzwerk und Ihren Ideen – hier geht’s zum Beitrittsformular.