Stammtisch bremen digitalmedia „Digitalisierung in der maritimen Wirtschaft – Ein Lagebericht“
Zu unserem Stammtisch am vergangenen Donnerstag, den 24. November, haben wir 21 Gäste in der Hafenbrise begrüßt. In der lockeren Diskussionsrunde ging es um das Thema Digitalisierung in der maritimen Wirtschaft.
Unsere Expertengäste Sebastian Semrok und Thorsten Rönner, Vertreter der Lürssen Werft und der Heinrich Rönner Gruppe, berichteten vom Status Quo in ihren Unternehmen sowie ihren Zukunftskonzepten und Visionen, die die Digitalisierung und Industrie 4.0 betreffen. Auch, wenn ihre Büros noch lange nicht papierlos und Schiffsteile aus dem 3D-Drucker schwierig zu realisieren seien, gebe es doch schon viele Projekte, die bereits umgesetzt würden. Eines davon sei die Lieferlogistik, also die bestmögliche Vernetzung mit sämtlichen Lieferanten. Auch in der Konstruktion und der Arbeitsvorbereitung seien die Werften bereits recht gut aufgestellt, zum Beispiel mit ihren digitalen Konstruktionsplänen der Schiffe auf mobilen Geräten. In (eher) mittelständischen, familiengeführten Betrieben wie ihren, die nur wenige und speziell angefertigte Yachten im Jahr produzieren, gebe es noch einiges aufzuholen – die Nutzung der Vorteile von Digitalisierung und Industrie 4.0 ist hier laut Einschätzung der Werftvertreter deutlich schwieriger als in Serienfertigungsbetrieben. Im internationalen Vergleich seien die Lürssen Werft und die Heinrich Rönner Gruppe allerdings schon sehr gut aufgestellt.
Für das nächste Jahr habe sich die Lürssen Werft vorgenommen, ihre Prozesse weiter zu automatisieren und optimieren, berichtet Sebastian Semrok. Dabei gehe es unter anderem weiterhin um die Lieferlogistik, die Digitalisierung verschiedenster Dokumente und Prozesse und das Finden und Nutzen neuer Schnittstellen in diversen Bereichen. Bei der Heinrich Rönner Gruppe stehe, so Thorsten Rönner, vor allem die weitere Vernetzung der Firmengruppe im Fokus: Synergien sollten noch optimaler erkannt und genutzt werden, um Ressourcen zu schonen und Erfahrung auszutauschen.
Besonders spannend könnte es in der digitalen Zukunft nach Meinung der Experten bei der Umsetzung von bedeutenden Neuerungen im Schiffsbau werden – wie zum Beispiel elektrisch betriebene Yachten oder solche mit Hybrid-Antrieben. Eine weitere interessante Vision sei das „Schiff ohne Besatzung“, wobei die Käufer der Luxusyachten es zurzeit noch sehr schätzten, besonders viele Mitarbeiter an Bord zu haben. Denkbar sei aber auf jeden Fall der digital gestützte Kundenservice als neues Geschäftsfeld in der Branche, denn dafür nutzbare Daten lägen bereits in großen Mengen vor.
Einer der wichtigsten Faktoren sei es auf jeden Fall, den Austausch von Wissen und innovativen Ideen zwischen jungen, gut ausgebildeten Fachkräften mit Berufsausbildung oder Universitätsabschluss und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die schon viele Jahre im Unternehmen arbeiteten, bestmöglich zu fördern.
Im Anschluss an die Austauschrunde berichteten unsere Gäste der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) und des BIBA (Bremer Institut für Produktion und Logistik), dass in Bremen eines von 16 bundesweit geplanten Kompetenzzentren entstehen solle, das den Mittelstand zu Fragen über die Entwicklung und Nutzung der Digitalisierung in dieser Branche informieren wird. Unternehmen würden zu einfacheren Aspekten wie der Organisation von Mails über das Internet of Things bis hin zu komplexen Management-Aufgaben beraten und qualifiziert. Für dieses Projekt werden noch Mitstreiter gesucht.
Beim darauffolgenden Get-Together konnten sich dann alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in entspannter Atmosphäre bei Getränken und Snacks miteinander vernetzen und austauschen.