Von Content bis Design: Worauf es bei Websites heute ankommt

Design: Christian Duarte
bremen digitalmediaBrauchen Unternehmen in Zeiten von Social Media noch Websites? Und wenn ja: Was macht heutzutage eine gute Webpräsenz aus? Wir haben mit Marco Stolle (Geschäftsführer unseres Mitgliedsunternehmen werk85) und Christian Duarte (Screen Designer unserer neuen Website) über das aktuelle Nutzungsverhalten im Netz gesprochen und über Möglichkeiten, große Inhaltsmengen gut konsumierbar aufzubereiten.

Content bleibt {King}

Fragt man Marco Stolle, was eine Unternehmenswebsite heute leisten muss, dauert es nicht lang, bis er über die Zukunft spricht. „Künstliche Intelligenz, Sprachassistenten, Augmented Reality, das alles bietet viel Potenzial für Webseiten“, meint der Geschäftsführer der Marketingagentur werk85. Websites verlieren also trotz Social Media und Leseunlust bei User*innen nicht an Bedeutung? „Nein, auf keinen Fall“, ist Marco überzeugt. „Eine klassische Website wird noch lange Dreh- und Angelpunkt in der Unternehmens-Kommunikation sein. Natürlich immer funktionsbedingt mit dem, was aktuell möglich ist.“

Dann schauen wir doch mal auf das, was heute möglich und vor allem nötig ist, um einen zeitgemäßen Web-Auftritt auf die Beine zu stellen. Marcos Empfehlung, was Unternehmen vor allem bieten müssen, um User*innen mit ihrer Website zu überzeugen, kommt schnell: „Content, Content, Content!“ Wirklich? Haben nicht Markenkanäle bei LinkedIn, Instagram oder Youtube diese Funktion übernommen, die früher Blogs oder Aktuelles-Bereiche hatten? „Nein, nicht komplett. Natürlich sollen Unternehmen keine Meldungen wie ‚Heute war Weihnachtsfeier‘ oder ‚Morgen gibt’s Käsekuchen‘ auf ihrer Website veröffentlichen. Unique Content, der Besucher*innen auf unverwechselbare Weise die Informationen vermittelt, nach denen sie in diesem Moment suchen, bleibt aber trotz Social Media wichtig.“ Die große Kunst sei allerdings, so Marco, diese Inhalte ansprechend darzustellen.

Heute muss jede Seite einer Website als Landingpage fungieren, denn jede ist ein möglicher Einstieg. Je nachdem, woher die Nutzenden kommen.

Marco Stolle, Geschäftsführer werk85

Eine Herausforderung, vor der auch wir als IT- und Medienverband bei unserem Relaunch standen. „Die bisherige Website von bremen digitalmedia war geprägt von einer zahllosen Menge wertvoller Inhalte, von denen wir viele mit auf die neue Website nehmen wollten“, erinnert sich Christian Duarte, der bereits seit einigen Jahren als Screen Designer für den Branchenverband arbeitet. „Bislang waren diese Inhalte allerdings nicht gut miteinander verknüpft. Dadurch hat die Seite nicht zum Stöbern und Verweilen eingeladen. Das wollten wir unbedingt ändern.“

Customer Journey {startet} überall

Gelungen sei diese vor allem durch zwei große konzeptionelle Veränderungen: „Einerseits haben wir uns vom klassischen Website-Menü getrennt, das die Struktur einer Website abbildet –  so nach dem Motto ‚Hier findest Du unsere Projekte, hier unsere Mitglieder, hier aktuelle Meldungen‘. Das gibt es jetzt nicht mehr. Stattdessen zeichnet das aktuelle Menü die Themenwelt nach, für die bremen digitalmedia steht.“

Foto von Marco Stolle, einem der zwei Geschäftsführer von werk 85. Foto: werk85
Marco Stolle ist Geschäftsführer unseres Mitglieds werk85.

Damit verbunden, so der Screen Designer weiter, sei die zweite wichtige Veränderung: Alle Inhalte werden jetzt im Backend einem Thema und –  sofern möglich – auch einem Mitgliedsunternehmen zugeordnet. „Wer künftig ein Thema oder ein Mitgliederprofil auf der Website ansteuert, landet auf einer Unterseite, die sowohl inhaltlich als auch optisch abwechslungsreich unterschiedliche Content-Pieces zu diesem Thema aufgreift. Von dort aus kann man dann tiefergehend in einzelne Inhalte eintauchen.“ Mittlerweile würden Nutzer*innen, so Christian, gar nicht mehr unbedingt durch die Navigation klicken, sondern sich erstmal von einer Seite berieseln lassen. „Sie scrollen einfach immer weiter runter – wie sie es eben aus den Sozialen Medien kennen.“

Die tägliche Bildschirmzeit von Menschen hat sich zwar insgesamt massiv verlängert, aber diese Zeit wird nicht genutzt, um sich ausführlicher mit Inhalten zu beschäftigen, sondern um insgesamt mehr Inhalte zu konsumieren. Die dann allerdings oberflächlicher.

Marco Stolle, Geschäftsführer werk85

bremen digitalmedia mache mit den Seiten, die verschiedene Inhalte zu einem Interessensgebiet sammeln, alles richtig, kommentiert werk85-Geschäftsführer Marco. „Die Customer Journey eines Website-Besuchenden lässt sich heute nicht mehr so einfach vorhersehen. Früher gab es in sich geschlossene Einzelseiten, weil eine Website immer von der Startseite aus gedacht wurde. Inzwischen steigen die wenigsten Internetnutzer*innen über die Startseite ein. Sie landen statt dessen über eine Suchmaschine oder über soziale Plattformen auf Unterseiten. Daher müssen alle Unterseiten einer Website heute auch als Landingpage fungieren können und die Leute auf der Seite halten.“

Kontaktmöglichkeit muss {niedrigschwellig} sein

Und dann gibt es noch einen weiteren Punkt, den Marco Stolle als besonders wichtig hervorhebt: „Was eine Website immer leisten muss, ist eine einfache Kontaktmöglichkeit die zur Zielgruppe passt.“ Gerade für Karriereseiten sei das ein wichtiger Punkt. „Man sollte nicht davon ausgehen, dass jede Person technisch versiert ist. Außerdem rufen viele Menschen Website nur noch auf dem Smartphone auf, weil sie privat gar keinen Laptop nutzen.“

Das bedeute: Wenn ein Unternehmen von einem/einer potenziellen Bewerber*in erwartet, dass er oder sie erstmal ein seitenlanges Kontaktformulare ausfüllt und Anlagen hochlädt, kann er an diesem Punkt schon einige Personen verlieren. „Bietet man statt dessen die Möglichkeit, eine Nachricht per WhatsApp zu schreiben und einfach ein paar Fotos von Dokumenten hinzuzufügen, kann man sich in manchen Zielgruppen sehr positiv von der Konkurrenz abheben“, so Marco.

Foto: Marc Kutschis
Christian Duarte verantwortet den neuen Designauftritt unseres Branchenverbands.

Zeitgemäßes {Design} braucht Platz

Soviel zu den Inhalten. Doch wie sieht eigentlich die Optik eines zeitgemäßen Internetauftritts aus? „Der Trend geht zu reduzierten Websites mit großen Bildern. Visuelle Elemente spielen ganz grundsätzlich eine wichtigere Rolle als Textinhalte“, weiß Designer Christian. Eine Beobachtung, die auch Marco, dessen Team täglich mit der Gestaltung von Websites für verschiedenen Branchen beschäftigt ist, teilt. „Es ist spannend: Die tägliche Bildschirmzeit von Menschen hat sich zwar insgesamt massiv verlängert, aber diese Zeit wird nicht genutzt, um sich ausführlicher mit einzelnen Inhalten zu beschäftigen, sondern um insgesamt mehr Inhalte zu konsumieren. Die dann allerdings oberflächlicher. Entsprechend froh sind User*innen über alles, was das Auge entspannt. Ausreichend Weißraum zum Beispiel. Oder eindeutige Bedienungselemente wie Buttons, hervorgehobene Filtermöglichkeiten oder klickbare Fotos.“

Mittlerweile klicken sich Nutzer*innen gar nicht mehr unbedingt durch die Navigation, sondern lassen sich erstmal von einer Seite berieseln. Sie scrollen einfach immer weiter runter – wie sie es eben aus den Sozialen Medien kennen.

Christian Duarte, Grafik- und UX-Designer

Viel Weißraum, den finden Besucher*innen auch auf der Seite von bremen digitalmedia. „Gerade für die längeren Artikel haben wir dadurch ausreichend Platz, um informativ zu sein, ohne zu langweilen“, schildert Christian Duarte. „Im Backend steht außerdem eine Reihe an Module wie Listenelemente, Fotogalerien, Zitatboxen oder Icons zur Verfügung, die redaktionell immer neu kombiniert werden können. Auf diese Weise sieht jede Seite ein bisschen anders aus und wir ermöglichen, dass selbst lange Texte keine Bleiwüsten werden.“

Zudem hat Christian im Layout für lange Texte einen Fortschrittsbalken eingebaut. Er zeigt den Lesenden an, wieviel Textmenge er oder sie bereits geschafft hat. „Solche kleinen interaktiven Elemente erzielen oft eine große Wirkung“, kommentiert Agenturgründer Marco Stolle. „Sie steigern die Benutzendenfreundlichkeit und die Motivation, Inhalte zu konsumieren. Gleichzeitig machen sie Seiten interessanter.“

Nach dem {Launch} ist vor dem Update

Ist eine neue Website online, endet die Arbeit daran allerdings nicht. „Genauso wie vor einem Re-Launch sind auch danach Rückmeldungen von Nutzenden wertvoll“, meint der Geschäftsführer von werk85, Marco Stolle. Er empfiehlt, die eigene Community um Feedback zur neuen Seite zu bitten, um mögliche Fehler korrigieren und Funktionen noch besser machen zu können. „Die Personen im Unternehmen, die für die Website zuständig sind, sollten sich aber auch abseits solcher Feedbackrunden immer wieder Zeit nehmen, die Seite auf den Prüfstand zu stellen“, so Marco weiter. „Sie sollten sowohl ein Auge auf Trends, neue technische Möglichkeiten und die Websites ihrer Mitbewerber haben, als auch auf das eigene Angebot und das Verhalten von Kund*innen bzw. potenziellen Mitarbeitenden.“ Für ihn ist eins klar: „Spätestens nach drei Jahren braucht jede Website ein Update. In Zukunft vermutlich noch früher.“

Expertentipps auf einen {Blick}

  • Filtermöglichkeiten machen es User*innen leichter, Inhalte zu finden
  • Jede Seite muss wie eine potentielle Landingpage funktionieren
  • Design muss abwechslungsreich sein, aber funktional bleiben: „Form follows function“
  • Je einfacher die angebotene Kontaktmöglichkeit ist, umso besser
  • Gerade inhaltsstarke Seiten profitieren von Weißraum
  • Interaktive Elemente steigern die Motivation, Inhalte zu konsumieren
  • Nutzer*innen-Befragungen ermöglichen es, noch besser zu werden
  • Spätestens nach drei Jahren brauchen Unternehmens-Websites ein Update
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